Reviews

Markus Eichenberger’s mit einem Zitat aus Poe’s „Hop−Frog“ imprägnierte dritte Soloarbeit nach den Eskimogesängen von „Atemketten“ (UTR−4028) und „Atemwerke“ (UTR−4030) enthält acht Kompositionen für Klarinette, Bassklarinette, Alt−, Tenor−, Bariton− und Bassaxophon sowie Alphorn. Durch Playbackverfahren wurden deren Sounds zwei− bis zwanzigstimmig übereinandergeschichtet. Zu „Crux“ von Net Rothenberg bietet sie eher die Kontraste denn die Vergleichsmöglichkeiten. Im Unterschied zu Rothenbergs Purismus schwelgt der Zürcher nämlich im orchestralen Druckluft− vs. Saugluft−Tröter−Babel, oft multilingual drauflosschnatternd, ohne deswegen gleich in kakophone Langeweile zu verfallen. Vor allem die tiefen Stimmlagen setzen mit langem Atem Kontrapunkte. Das „on location“ aufgenommene Alphorn mit seinem natürlichen Echodelay wurde montiert mit Kuhglockengebimmerl und einer Bassklarinette, die mit einem 45−Sekundennachhall aus dem Leipziger Völkerschlachtdenkmal arbeitet.
Rigobert Dittmann (Bad Alchemy)

Eichenberger hat diese Stücke im Playbackverfahren innerhalb von sieben Tagen eingespielt. Klarinette, Saxophon und Alphorn übereinander gespielt, ein brodelndes Gebilde aus Rhythmen ganz ohne Rhythmusinstrumente, nicht mehr bloss Freejazz, sondern ein Stück weiter geronnene Form, keine wild um sich schlagende Improvisation und trotzdem quicklebendig. Die Stücke, bis zu zwanzig übereinander gespielte Blasinstrumente, ergeben eine Dichte, die sehr theatralisch, sehr überlegt rüberkommt. Stücke, die oft eher an Kompositionen von Stockhausen erinnern, an überlegte Klangspiele, die entfesselte Wildheit allerhäöchstens vortäuschen… aber grade diese Strenge ist es ja, die Eichenbergers Musik so dramatisch macht. Da kann Miles Davis nicht mehr schimpfen, dass Freejazz dem Jazz das Gefühl, die Seele geraubt hätte. Eichenberger, der hörbar vom Freejazz herkommt, benutzt schrilles überblasen und freie Improvisation gerade dazu, Stimmungen − auch „A kind is blue“ − zu erzeugen. Stimmungen, die aufwühlen, indem sie alles andere als zerfahren sind. Und siehe da: Diese Musik, ich habe es getestet, kommt auch bei Leuten gut an, denen sich bei Freejazz normalerweise die Nackenhaare stellen.
Martin Büsser (ZAP 21)

This CD shows another side to Eichenberger’s music, a solo CD of his overdubbed reeds. Closer in language tot he fiercely technique−extended areas explored in his erstwhile group with Phillipe Micol, this CD presents his thoroughly impressive abilities not only to play the devil out of horns, but also to create overdubbed pieces that sound convincingly „live−ensemble−improvised“. When I hear a guy of this versatility and ability level it makes me glad I gave up the saxophone. All non−jazzers listen up: this dude van CAN play! And he can make a very fine CD or two as well.
DW (The improviser, USA)