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pH. Der Kontrast könnte nicht grosser sein als zwischen dem altbewahrten Urhorn und seinen Naturtönen und dem technisch raffinierten Klappensystem mit der der chromatischen Tonleiter. Doch „San Gottardo“ (Unit−Records), die neun Kompositionen des Musikers Markus Eichenberger, verblüffen und beeindrucken. Überhaupt befindet sich die Klarinette, das Hauptinstrument Eichenbergers, Im modernen Jazz im Aufwind, man denke da nur an Don Byron. Gemeinsam mit „Mytha Horns“ (Hans Kennel, Carlos Baumann, Marcel Huonder und Stefan Schlegel) versucht er, Kopf und Bauch, auskomponierte Teile, Kollektivimprovisation, unisono gespielte Teile und eigenwillige Klanggebilde zu vereinen. Das Ergebnis lässt sich &aumol;usserst schwierig beschreiben. Es entsteht Kammermusikalisches zwischen Volksgut und kunstvollem Jazz, den man am besten mit dem Kopfhörer und konzentriert anhört. Die Klarinette dominiert nicht, sondern ordnet sich dem Alphornquartett aufmerksam und gewandt unter. Immer wieder von neuem verblüfft die Virtuosität, vor allem von Hans Kennel mit dem Krummhorn, dem Büchel. Da öffnen sich ungeahnte Dimensionen von Klangnuancen, von Phrasierungen, die nie langweilig oder vorhersehbar werden. Markus Eichenberger und seine vier Mitmusiker intonieren allerdings Sounds, nicht fur alle Stunden und Lebenslagen gedacht sind. Der Liebhaber jedoch, der genau zuzuhören versteht, kommt aus dem Staunen kaum mehr heraus.
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Auch Markus Eichenberger, als radikal und kompromisslos experimentierender Klarinettist und Basssaxophonist bekanntgeworden, zeigt sich auf seiner CD „San Gottardo“ zusammen mit dem Alphornquartett Mytha Horns um Hans Kennel von einer neuen Seite. Verspielter, verschmitzt, mit hintergründigem Witz. Aber bei aller Harmonie und scheinbar eingänglicher Melodik − im Grunde Verfolgt Eichenberger auf „San Gottardo“ seinen Weg konsequent weiter: Er gewinnt der Klarinette, die im Ruch steht, einen schmalen, kühlen Ausdruck zu haben, ein ungemein breites und bis weit in die wärmsten Klangfarben reichendes Spektrum ab. Und er experimentiert mit formalen Strukturen, mit übereinandergelagerten Patterns, über die er seine Improvisationen legt. Raffiniert nutzt er dabei die Möglichkeiten des immer leicht unreinen, „schmutzigen“ Alphornquartetts als stimmige, rotierende Klangkulisse. Und auch die oft pentatonische Melodik der Volksmusik. Ein gekonntes Vexierspiel zwischen urigem und Experimentellem.
Christian Rentsch (Tagesanzeiger)

Ein Feuerwerk der alpenländischen Improvisation. Der Schweizer Klarinettist Markus Eichenberger und seine vier (!!!) alphornistischen Spielgefährten Hans Kennel, Carlos Baumann, Marcel Huonder und Stefan Schlegel zeigen auf „San Gottardo“ wie man sich erfolgreich von althergebrachten Naturmusikfesseln befreit. Knapp 3/4 Stunde bewegt sich das Quintett auf einem weiten Extempore−Terrain in alpenländischer Romantik das man in dieser Form mit Sicherheit so schnell nicht wieder auf den Speisetisch bekommt. Ohne vorhersehbare Formeln und harmonische Selbstbeschränkungen erwächst dem Hörer somit ein eindeutig identifizierbarer Lauscheindruck, zu dessen Höhepunkte der unorthodoxe „Alpine Penguin Walk“, das in drei Parts gegliederte „Napfdance“ und natürlich die furiose Unbefangenheit des Titelstücks zählen.
Rainer Guérich (Saarlouiser Rundschau)